Bis Beznau-1 sind es nur 8,8 Kilometer

2015 wurden im Reaktordruckbehälter des Atomkraftwerks Beznau-1 Aluminiumoxideinschlüsse entdeckt, die die Sicherheit des Kessels infrage stellten. Im November 2015 hat der Einwohnerrat ein Postulat an den Gemeinderat überwiesen, das ihn beauftragte, beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat Ensi Auskunft über die drohende Strahlenbelastung für Obersiggenthal zu verlangen, falls der Reaktordruckbehälter versagen sollte. Dreieinhalb Jahre danach liegt die Antwort nun vor. 

Der Befund der Materialprüfung, der die Bläschen im Stahl des Sicherheitscontainments entdeckte, hatte für Aufsehen gesorgt; das dienstälteste AKW der Welt stand in der Folge drei Jahre lang still. Die Einwohnerratsfraktion SP/Grüne reagierte auf die besorgniserregende Nachricht mit einem Postulat, das ähnlich lautend auch in den Einwohnerräten von Baden und Wettingen eingereicht wurde. Bereits im Juni 2016 legte der Gemeinderat eine erste Antwort des Ensi auf unser Postulat vor. Sie bestand im Wesentlichen aus einer Liste von Links zu technischen Dokumenten auf ihrer Website. Der Einwohnerrat war mit der schludrigen Antwort der Bundesbehörde nicht einverstanden und unterstützte den Rückweisungsantrag der Fraktion SP/Grüne.

In der Einwohnerratssitzung vom 14. März 2019 hat der Gemeinderat nun die Antwort des Ensi vorgelegt. Wie schon die erste Antwort fällt auch diese unbefriedigend aus; wir fühlen uns als betroffene Bürgerinnen und Bürger nicht ernst genommen. So supponiert die Aufsichtsbehörde, dass ein vollständiges Versagen des Sicherheitscontainments «aufgrund der bei der Auslegung und Herstellung des Reaktordruckbehälters getroffenen Vorsorge- und Qualitätssicherungsmassnahmen im Leistungsbetrieb und bei Auslegungsstörfällen grundsätzlich ausgeschlossen» werden könne. Trotzdem verweist das Ensi darauf, dass «gemäss Dosis-Massnahmenkonzept … ein geschützter Aufenthalt und die Einnahme von Jodtabletten angeordnet» würden. Folglich rechnet man auch beim Ensi mit dem Störfall, der laut Ensi gar nicht eintreten kann.

Dass auch dem Gemeinderat mit der Antwort des Ensi nicht recht wohl ist, zeigt der Schlusssatz der Beantwortung, der diplomatisch festhält: «Das im Postulat geschilderte Szenario könnte durch einen Verzicht auf den Betrieb eines Atomreaktors ausgeschlossen werden.»

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